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Donnerstag, 2. Oktober 2014

Der dritte Weg

Fritz Schwarz, 1887 bis 1958, ein Bauernbub aus dem Amt Konolfingen, war Primarlehrer, dann Seklehrer, war über viele Jahre Berner Grossrat und später Stadtparlamentarier in Bern. Als überzeugter Verfechter der Freiwirtschaftslehre, eines dritten Weges zwischen Sozialismus und Kapitalismus, wirkte er in Reden, Zeitschriften-Artikeln, Büchern leidenschaftlich und legendär für seine Sache.

Schwarz war, dies am Rand, auch der Vater der Zürcher Literaturagentin Ruth Binde, mit der ich seit vielen Jahren befreundet bin. Sie schenkte mir kürzlich das Büchlein "Wenn ich an meine Jugend denke", in dem Schwarz auf seine ländliche Kindheit zurückblickt. Ich habe es inzwischen mit Gewinn gelesen und viel über das Leben um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erfahren. Hier eine Stelle, in der der Vater eines bekanntes Berners auftritt:
Ach, wir waren eine rauhe Gesellschaft, und nicht nur, was Sprachliches anbelangt. So predigte einmal ein Pfarrer, der gut Hochdeutsch sprach, bei uns im Schulhaus. Er wählte unglücklicherweise den Text vom "Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit". Kaum hatte er nun "Gerechtigkeit" hochdeutsch ausgesprochen, so platzte einer von uns Kinderlehr-Buben in der vordersten Schulbank los, und alle lachten mit ihm. (...) Der Pfarrer hat sich nachher beim unsrigen schwer beklagt, mit vollem Recht, und dieser hat die Klage auf unsere schuldigen Häupter weitergeleitet. Jener "fremde" Pfarrer kam aus Konolfingen. Dort amtete er und hatte seine Familie. Er hiess Dürrenmatt, und einer seiner Buben hiess Friedrich.

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