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Montag, 31. Juli 2017

Auf den Nymphenberg

Im Hochmoor Les Tenasses gleich unterhalb des Pléiades-Gipfels.
Das moderne Schmalspurbähnli von Vevey nach Les Pléiades.
Das Gipfelduo hinten links der Mitte ist markante Romandie:
La Tour de Mayen (links) und La Tour d'Aï nördlich von Leysin.
Schmucke Sache, der Ausflugsberg Les Pléiades auf 1360 Metern direkt über dem Genfersee. Mit der Schmalspurbahn fährt man von Vevey hinauf, oben gibt es einen alten Restaurantkasten. Und eine Aussicht von Moléson bis Mont Blanc. Am Wochenende war ich dort. Es setzte natürlich auch eine kleine Wanderung: von der Haltestelle Lally unterhalb des Gipfels durch das Hochmoor Les Tenasses (ui, Vorsicht, fleischfressende Pflanzen) nach Prantin und via Les Conversions und La Châ nach Les Pléiades; anderthalb Stunden reichten für die Fast-Rundtour. Nun zum Namen unseres Berges: Die Plejaden, das sind in der griechischen Mythologie sieben Schwestern, Nymphen, die jungfräulichen Begleiterinnnen der Jagdgöttin Artemis; nach ihnen ist das Sternbild der Plejaden ("Siebengestirn") benannt. Ein gebildeter Romand übertrug den Namen einst auf den Berg, der ursprünglich eher "Pleyau"  oder "Laplayau" hiess; beides sind schwer zu deutende Wörter aus bäuerlichem Umfeld.
Hübsch, aber exaltiert: die sieben Plejaden, gemalt 1885 von Elihu Vedder.
(Wikicommons)

Sonntag, 30. Juli 2017

Biorausch

Hoch und luftig: Gewächshaus des botanischen Gartens in Genf. 
Seit 1904 ist der botanische Garten von Genf öffentlich - es handelt sich um ein Riesengelände mit 16 000 Pflanzen, in dem man sich stundenlang vertun kann. Am Freitag besuchte ich ihn, nein, ich durchwandelte ihn im Sinnestaumel: Die Kakteen, die uralten Bäume, die Vögel, die Blüten, die Farne bewirkten bei mir Flaneur eine Art Biorausch. Besonders toll fand ich das neoklassische Gewächshaus, 21 Meter hoch und mit einer Galerie auf acht Metern versehen. Also ich kenne in der Schweiz keinen schöneren botanischen Garten. Zur Visite vorgemerkt ist im Übrigen der von Neuenburg gleich beim Centre Dürrenmatt - ihn will ich heuer ebenfalls aufsuchen.
Hey, die Frucht kenne ich. Die gibts in meinem Coop auch.

Samstag, 29. Juli 2017

An der Quelle

Unbekannter Trinker holt sich seinen Stoff: Evian-Wasser direkt ab Quelle.
Eine Dame ganz im Evian-Look.

"Cachat" heisst die Quelle, sie wurde 1789 entdeckt. Das Mineralwasser aber, das aus ihr strömt und für meinen Geschmack recht "lugg" ist, schwach irgendwie, unkräftig - dieses Mineralwasser ist benannt nach dem Ort der Quelle, Evian-les-Bains am Genfersee gegenüber von Lausanne. Gestern war ich da, reihte mich ein in die Minischlange der Leute, die Evian-Mineralwasser direkt aus der Quelle kosten wollten; diese liegt übrigens nur fünf Minuten von der Schifflände entfernt. Nachher gabs dann auch noch einen Besuch in dem tempelartigen Gebäude, in dem man Evian kaufen kann und dazu Evian-Schirme, Evian-T-Shirts, Evian-Mützen und dergleichen mehr. Wie gesagt, ich bin kein Fan und ging ohne Devotionalie wieder aufs Schiff retour in die Schweiz. Aber interessant war das schon, den Ursprung dieser Weltmarke kennenzulernen.
Heiliges Frankreich: die Evian-Wallfahrtstätte. Inwendig ist sie ein kruder Fanshop.

Freitag, 28. Juli 2017

Gollum bestellt ein Bier

Gestern fotografierte ich in Vevey vor einem Pub dieses Schild: Das Bier (oder was auch immer) ist billiger, wenn man es mit der Stimme von Gollum bestellt. Leider fehlte mir die Zeit, es gleich zu versuchen. Ob der Barmann wohl gnädig ist mit allen Halbdilettanten?

P.S. Ich war in Corsier bei Vevey in Chaplin's World, dem letztes Jahr eröffneten Museum. Es war fantastisch. Warum, davon ein andermal. Hier vorerst bloss Charlies berühmter Stock aus Bambus. 1919 wurde er samt Charlies Hut als Werbung für den Film "Vergnügte Stunden" nach London geschickt. In den 1980ern ersteigerte ihn Oona Chaplin zurück.

Donnerstag, 27. Juli 2017

Neun statt sieben

Sie war die siebte von neun: die Brücke von Schüpbach BE.
Diese Höger! Typisch Emmental!
Gestern huldigte ich der Emme, die nach den starken Regenfällen ihren wilden Tag hatte. Sie brüllte und schäumte, sie war hellbraun, bösartiger Milchkaffee. Ich startete in Eggiwil, hielt nach Schüpbach und weiter nach Emmenmatt, das dauerte knapp drei Stunden. "Über sieben Brücken musst du gehn", sang einst die DDR-Band Karat. In meinem Fall waren es neun Brücken, zu denen mich der Weg führte. Schade eigentlich, die Songzeile wäre ein schöner Titel gewesen für eine Wanderkolumne.

Mittwoch, 26. Juli 2017

Fischtreppe, Militärmuseum, Angus Beef

Full AG, die Fähre kommt. Sie wird uns nach Deutschland (Waldshut) tragen.
Einige Zeit zuvor am Rhein.
Eben gingen wir von Leibstadt nach Full, das dauerte anderthalb Stunden und war abwechslunsgreich: die Fischtreppe des Rheinkraftwerks Albbruck-Dogern, das AKW Leibstadt, das nahe Militärmuseum Full, ein Weltkriegsbunker und schliesslich die Fähre bei Full - alles Dinge am Weg. Besagte Fähre ist nun nicht etwa ein Kahn, der an einem Von-Ufer-zu-Ufer-Kabel entlangfährt, sondern ein richtiges kleines Schiff, das denn auch regelmässig Ausflugstouren den Rhein hinab und hinauf anbietet. Wir setzten über, kamen nach Waldshut, es war für mich eine Offenbarung. Ich staunte über die Schönheit und Intaktheit des historischen Städtchens, in dem es von Schweizer Einkaufstouristen wimmelte. Bei Oscar's gönnten wir uns edles Beef, ich hatte ein Steak vom Angus Beef, köstlich. Bald will ich wieder nach Waldshut gehen und mich dort noch ein wenig mehr umschauen. Weit ist das nicht, in 47 Minuten gelangt man von Zürich hin, und der letzte Teil auf deutschem Boden ist erst noch GA-Gebiet.
Waldshut, vor dem Tor ins Städtchen.

Dienstag, 25. Juli 2017

Avenches, diesmal ohne Kaffeeduft

Zwischen Avenches umd dem Ufer des Murtensees.
Die Nespresso-Fabrik bei Avenches.
Gestern fuhr ich noch einmal nach Avenches, diesmal nicht als Besichtiger der antiken Stätten, sondern als Wanderer. Ich ging von Avenches nach Murten, das dauerte zweieinhalb Stunden, und ich wurde pflotschnass - es regnete apokalyptisch. Mir machte das grossen Spass, die Wege waren leer, andere Leute sah ich nicht, der Murtensee war sturmgepeitscht. Highlights gab es genug, die renaturierte Eau Noire etwa zwischen Avenches und dem See mit zwei hübschen Weihern und später zwischen Untergreng und Meyriez der Obelisk, der an die Schlacht bei Murten 1476 erinnert; damals besiegten an diesem Ort die Eidgenossen Karl den Kühnen, Herzog von Burgund. Etwas freilich fehlte auf meiner Wanderung, das am Samstag dominant gewesen war. Der Kaffeeduft. Nespresso betreibt in Avenches eine grosse Fabrik. Gestern aber vertrieben Wind und Regen fast alle Aromen, es roch bloss nach nassem Blattwerk und Schnecken.
Der Obelisk erinnert an die Schlacht von 1476.

Montag, 24. Juli 2017

Die geplünderte Stadtmauer

In Aventicum: Überreste des Cigognier-Heiligtums.
Die Stufen des Amphitheaters.
1939 grub man die Büste des
Kaisers Mark Aurel aus. Sie ist aus
Gold, eine Kopie zeigt das Museum.
Aventicum gab es als Zentrale der Helvetier schon vor den Römern; diese machten daraus die wichtigste Stadt auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. Die Dimensionen beeindruckten mich während unserer Visite am Samstag: ein Amphitheater mit 16 000 Plätzen, ein Theater für 9000 Zuschauer, eine 5,5 Kilometer lange, von 73 Türmen gesäumte Stadtmauer. Ich könnte hier viele weitere Highlights aus Avenches nennen, belassen wir es bei dreien: Mir gefiel erstens die vom Cigognier-Heiligtum noch hochragende Säule. Zweitens, im Museum, die Skulptur von Romulus und Remus, die von der Wölfin gesäugt werden. Und drittens die frühromanische Kirche aus dem 11. Jahrhundert in Donatyre, einem 25 Gehminuten entfernten Dörfchen auf einem Plateau. Was die Kirche mit den Römern zu tun hat? Nun, sie wurde aus Quadersteinen der antiken Stadtmauer erbaut.
Ebenfalls im Museum: Romulus und Remus an den Zitzen der Wölfin. 
Aus dem Stein von Aventicum gefertigt: das Kirchlein von Donatyre.

Sonntag, 23. Juli 2017

Zwei Wissenslücken gefüllt

Schwaderloch AG: Reste des Turms, in dem römische Legionäre Wache hielten.

Der Auenwald im Rossgarten,
Schwaderloch, ist der einzige
im ganzen Fricktal. Hübsch
unten am Rhein der Sandstrand.
Manchmal kommt es vor, dass ich von einer Route heimfahre und merke: Du hast etwas verpasst. Oder: Du hast etwas übersehen. In solchen Fällen nehme ich mir vor, noch einmal hinzugehen, und notiere mir das. Kürzlich ging ich noch einmal hin - und zwar nach Schwaderloch. Ich verband die Nachputzete mit einem einstündigen Spaziergang ins Nachbardorf Leibstadt. Die zwei Dinge, die ich mir gezielt anschaute: Zum einen war es der römische Wachtturm beim Oberen Bürgli etwas ausserhalb von Schwaderloch. Das gemauerte Fundament, 7,5 auf 7,5 Meter, ist imposant, der Turm wurde in der Zeit des Kaisers Valentinian ziemlich zu Ende des römischen Reiches erstellt und war Teil einer Reihe von Befestigungen, die den gesamten Raum Rhein-Bodensee sichern sollten. Zum anderen inspizierte ich Schwaderlochs geschützte Auenlandschaft am Rhein. Auch der Rest des Weges bis Leibstadt gefiel mir - und jetzt sind zwei kleine Wissenslücken gefüllt.

Samstag, 22. Juli 2017

Wir besuchen unsere Hauptstadt

Avenches, Osttor. (Odrade123/Wikic.)
Heute geht es nach Avenches im Waadtland. Wir wollen Aventicum besichtigen, sozusagen unsere allererste Hauptstadt, die als Zentrum des Keltenstammes der Helvetier begann, bevor die Römer übernahmen. Der Ortsname geht wohl auf den Fluss Aventia zurück, der wiederum auf die keltische Quellgöttin Aventia Bezug nimmt. Alles Weitere nach dem Besuch...

Freitag, 21. Juli 2017

Das Ohr mundete

Dies ist ein knusprig gebratenes Schweineohr. Unsereins steht nicht auf so etwas, aber Ronja hatte eines, eben im Löweneck in Zürich, wo es im Tapas-Angebot figuriert.

Donnerstag, 20. Juli 2017

Das Walliser Monster

Die Bhutanbrücke über den Illgraben. Sie schwankt beim Begehen leicht.
Netter Schluss: Egli aus Raron in der
Brasserie im Hotel Ambassador, Brig.
Ich ass sie nach der Wanderung.
Wenn der Illgraben zum Leben erwacht, dieser vegetationslose Schlund, dann ist das schrecklich. Nicht Wasser kommt das Bachbett herab, sondern eine Art Verdauungsbrei, flüssiger Schlamm mit Baumstämmen und riesigen Felsbrocken. Man kann das hier anschauen, auf Youtube gibt es eine ganze Kollektion mit Murgängen aus dem Illgraben. Für die Leute des Dorfes Susten sind die Entladungen fast schon Routine, die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL hat ein Messsystem installiert. Eben war ich im Wallis und machte vom Bahnhof Leuk aus eine hübsche zweistündige Wanderung: auf der einen Seite des Grabens hinauf und auf der anderen Seite hinab. Ich genoss die Föhren des Pfynwaldes, den Anblick des Illhorns, die Tiefblicke in den Graben und natürlich die Bhutanbrücke am obersten Punkt, dem Wendepunkt der Route. Die Brücke aus dem Jahr 2002 ist 134 Meter lang; Gebetsfähnlein sowie ein Heiligtum mit einer Buddhafigur am östlichen Ende signalisieren, dass Know-how aus dem Königreich Bhutan in ihren Bau einfloss.
Messgeräte überwachen den Graben. Hinten in der Mitte das Illhorn.

Mittwoch, 19. Juli 2017

Mit dem Wanderwagen nach Dänemark

René und sein Gepäckvehikel im Testbetrieb in der Ostschweiz.
(Foto: René P. Moor)
Wanderfreund, -blogger und -autor René P. Moor hat ein neues Projekt, er will von Basel zur Nordspitze Dänemarks wandern. Die Gepäckfrage scheint er gelöst zu haben: Er hat sich einen Wanderwagen zugelegt. Der Cart4go wiegt 4,7 Kilo, kann 32 Kilo laden, schafft es mit seinen robusten Rädern gut auch über holpriges, zum Beispiel wurzeldurchsetztes Terrain. So dass man René eigentlich nur noch viel Spass auf dem Weg in den Norden wünschen kann.

Dienstag, 18. Juli 2017

Routeninspirationen

Ideenreich: Wanderfritz.
(Screenshot der Homepage)
Super Sache! Mein Berner Freund Fritz "Wanderfritz" Hegi hat seine Homepage umgestaltet. Zentral im Redesign ist die Suchmaschine. Man kann Fritzens Routen nach Region, Aufwärtsmetern, Abwärtsmetern, Länge, Dauer, Schwierigkeitsgrad und Saison sortieren. Wer Routenideen braucht: Fritz inspiriert. Ich werde sicher ab und zu reinschauen und mir Anregungen holen.

Montag, 17. Juli 2017

Chur ist auch Byzanz

Bündner Kunstmuseum, Villa Planta: Oberlicht unter der Kuppel.
Nüchtern-eleganter Kontrast: Treppenaufgang im Erweiterungsbau.
Ein Auslandschweizer kommt in den 1870er-Jahren heim nach Chur, ein reicher Baumwoll-Industrieller. Und weil er lange in Alexandria geschäftet hat, also in Ägypten, lässt er sich eine Neorenaissance-Villa mit orientalischem Flair bauen: Da sind zum Beispiel zwei Sphingen, vor allem aber die byzantinisch angehauchte Kuppel mit einem Halbmöndli obendrauf. Heute ist die Villa Planta Teil des Bündner Kunstmuseums, ist also sozuagen demokratisiert; man kann als Normalsterblicher den Luxus von damals betrachten und geniessen. Ein zweites Museumshaus, der Sulser-Bau, wurde vor wenigen Jahren abgebrochen; er wich einem komplementären Neubau des spanischen Architekturbüros Barozzi/Veiga, der letztes Jahr eröffnet wurde. Der Museumsbesuch am Freitag war ein Vergnügen, es ist genug Platz um die grossartigen Gemälde und Skulpturen, das Licht fällt richtig, man geniesst die Harmonie von neu und alt und fühlt sich irgendwie als Mitbesitzer.
So hätte man auch gern gewohnt! Natürlich inklusive Gemälde.
Im neuen Teil: Hermann Scherer, "Mann und Weib", 1924.

Sonntag, 16. Juli 2017

Ich ass ein Rickli

Schleitheim, Schlaate im Dialekt, hat viel zu bieten, abgesehen von seiner anmächeligen Abseitslage im Schaffhauser Randengebiet. Zum Beispiel
  • das Gipsmuseum mit Bergwerksstollen
  • das "Schleitheimer Bekenntnis", das die täuferische Konfession formuliert; weltweit sind bloss vier Exemplare erhalten, eines davon ist in Schleitheim ausgestellt - von überall auf der Welt kommen Täufer, es anzuschauen
  • die Therme Iuliomagus, eben in aufgefrischter Form wiedereröffnet und besuchbar; über sie schrieb ich unlängst.
Kürzlich entdeckte ich eine weitere Attraktion aus Schleitheim. Eine essbare. Auf dem Schiff von Steckborn nach Schaffhausen nämlich hielten sie unter den süssen Snacks auch Schlaatemer Rickli bereit, längliche, in Öl gebackene Küchlein. Ein Rickli ist übrigens eine Öse, Schleife, Schlinge, was passt, wie mein Foto zeigt; das Gebäck ist gezöpfelt. Es schmeckt ähnlich wie ein Schenkeli.

Samstag, 15. Juli 2017

Die Frau von Chur


Im Moment bin ich viel unterwegs, Ferien, Sehhunger. Die Erlebnisse reihen sich so dicht, dass ich fast nicht nachkomme mit dem Verarbeiten der Fotos und der Bloggerei. Gestern war ich mit meinem Berner Freund Ch. in Chur im Bündner Kunstmuseum, es war, gelinde gesagt, fantastisch - sowohl die Architektur des Neubaus, die mit ihm verbundene alte Villa als auch die Kunst begeisterten uns. Vorerst hier bloss eine Aufnahme aus dem Museumsgarten. Die Statue "Weiblicher Torso" stammt natürlich von HR Giger, dem gebürtigen Churer, der den Film "Alien" visuell prägte und einen Oscar erhielt.

Freitag, 14. Juli 2017

Ein sehr spezieller Garagist

Ledi Garage in Feutersoey BE: Lounge-Ecke
das Gstaad Automobile Club.
Hansueli Brand aus Feutersoey an der Strasse von Gstaad nach Gsteig spricht urchigen Dialekt, er sagt zum Beispiel "Rennstreckleni". Sohn eines Bergbauern und Skilehrers ist er und verkehrt gleichzeitig mit den Reichen und Superreichen von Gstaad. Das Auto schafft die Verbindung. Vor 36 Jahren machte sich Brand mit seiner Ledi Garage selbständig. Er ist Land-Rover-Händler. Und hat ein Autohotel gegründet. Die Geschäftsidee ist die: Viele Leute in der Gegend haben mehrere teure - sehr, sehr, sehr teure - Autos und keinen Platz dafür. Bei Brand können sie ihre Autos einlagern, natürlich sind die Sicherheits-Vorkehrungen entsprechend und der Service garantiert. Als wir, ein Journalistengrüppli, kürzlich zu Besuch waren, sprangen uns fast die Augen aus dem Kopf. Da reihen sich die Sportwagen und Boliden der Fünfziger-, Sechziger-. Siebzigerjahre, die Originalmodelle, die in Le Mans fuhren oder auch die Rallye Paris-Dakar bestritten (wie Brand selber, übrigens). Knallgelb und buntrot waren sie damals noch gespritzt, es war die Ära, als das Auto grandios war, ein Faszinosum. Der Wagenpark, den wir nicht fotografieren durften, ist Millionen wert. Und natürlich hängen an jedem Auto die Emotionen des Besitzers. Im Obergeschoss treffen sich im Gstaad Automobile Club jene 56 Leute, die glückliche Mitglieder sind; man kann nur durch Einladung dazustossen, das Auswahlverfahren läuft oft jahrelang. Clay Regazzoni, Bernie Ecclestone, Gunter Sachs: einige klingende Namen des Clubs, wer verstorben ist, bleibt in Erinnerung. Die Lounge ist eine Kirche des Verbrennungsmotors mit Originalpokalen diverser Rennen, mit Fotos wichtiger Rennfahrer, mit Modellen, die selber zehntausende Franken wert sind. Brand, der Saaner: bauernschlau und ortsverbunden und doch global denkend und als Club-Präsident freundschaftlich verkehrend mit Milliardären, es verschränkten sich Business und Passion. Ah ja, am Schluss zeigte uns Brand eine Etage mit alten, perfekt instandgehaltenen Bugatti, die alle Waadtländer Nummernschilder trugen; sie gehören samt und sonders einer einzigen Familie. Welcher? Das hat er uns nicht verraten, Geschäftsgeheimnis.

Donnerstag, 13. Juli 2017

Steinzeit am Genfersee

Gestern reiste ich nach Lutry unweit von Lausanne - ein grosses Winzerdorf am Genfersee - und begab mich zum Parkfeld beim nordwestlichen Eingang zum Altstädtchen; es heisst "La Possession". Dort fand ich die berühmten Menhire. Sie wurden 1984 beim Bau der unterirdischen Garage entdeckt und ein paar Meter entfernt wieder aufgestellt. Die einen Steine sind mehr als menschenhoch, die anderen eher zwergenformatig; sie stehen eng beieinander, bilden eine Mauer; viele sind erkennbar behauen. Doch, ich fand die Anlage aus der Jungsteinzeit beeindruckend. Auch wenn sie von den doofen Autos ärgerlich bedrängt wird.

Mittwoch, 12. Juli 2017

666

Der Bergbahnen-Gstaad-Chef referiert.
Zwei Blogeinträge zu den Tagen im Saanenland stehen noch aus. Hier ist der eine. Bevor wir letzten Freitag vom Rellerli zum Sparenmoos traumwanderten, trafen wir auf dem Rellerli (Gondelbahn von Schönried) den Chef der "Bergbahnen Destination Gstaad AG", Matthias In-Albon. Er erzählte uns unverblümt, wie es um sein Höhenreich steht. Wo es schlecht aussieht. Und wo Hoffnung besteht. Ich fasse zusammen:
  • In vier Jahren gab es bei den Bergbahnen Gstaad einen Verkehrsertragseinbruch von 19,5 auf 15,6 Millionen Franken. Die Skierdays, Skitage also, gingen von 670 000 auf 490 000 zurück. Die Leute fahren weniger Ski, das merken ganz viele Wintersportorte. Es fehlt ja auch mancherorts am Schnee.
  • Das Sommergeschäft ist ausbaufähig, kann aber den Wintereinnahme-Schwund nicht kompensieren. Mit besserem Marketing und günstigeren Preisen kann man allenfalls besagtem Schwund entgegenwirken. Für den kommenden Winter offerieren die grossen Vier im Kanton Bern ein gemeinsames Saison-Bahnenabo für 666 Franken. Es sind Meiringen-Hasliberg, die Jungfrauregion, Adelboden-Lenk und Gstaad. Pointe am Rand: 666, das ist die Zahl des Teufels.
  • Die Bergbahnen Gstaad gibt es überhaupt noch, weil reiche Leute, die dort leben, Geld einschossen, an die 30 Millionen Franken; massgeblich beteiligte sich Milliardär Ernesto Bertarelli. Der Preis, den man laut In-Albon zahlt: Das Rellerli ist bald schon ein halbprivater Berg. Die Konzession für die Gondelbahn läuft nächstes Jahr Ende Sommer aus. Dann wird sie abgebrochen. Und es entsteht auf dem Rellerli Bertarellis private Lodge, er hat die Gebäude der Tal- und der Bergstation gekauft. Für die Normalverbraucher will man eine Buvette einrichten. Ob es irgendwann wieder ein Bähnli aufs Rellerli gibt, ist unklar; möglicherweise wird der Proviant für die Lodge mit dem Schneemobil hochtransportiert.
  • Dem Rinderberg, erschlossen per Gondel ab Zweisimmen, wird bald schon ein Thema zugeordnet. Alles soll sich dort oben um das Rind drehen mit Dingen wie einem Themenweg. Auf der Wispile, erschlossen ab Gstaad, soll etwas Ähnliches kommen, vielleicht zum Thema Tier allgemein. Man sieht: Gstaad hat immerhin ein Konzept, wie der Niedergang verwaltet wird; und möglicherweise gibt es ja doch einen Aufschwung beim Sommergeschäft.
    Momentan noch ganz öffentlich: das Rellerli und sein Berghaus.

Dienstag, 11. Juli 2017

Nasses Montagsabenteuer

Die leere Martinsklafter-Nische mit dem Spalt darüber.
Das Martinsklafter mit Infotafel und Schienenrillen im Boden. Die
Nische findet sich ganz hinten, wo Fels und Geländer zusammenkommen. 
Gestern ging ich auf Forschungsreise, sozusagen. Ich fuhr nach Biel und weiter zur S-Bahn-Station Frinvillier-Taubenloch mit dem Vorsatz, das Martinsklafter zu suchen, la Toise de Saint-Martin. Das Unterfangen gestaltete sich schwierig. Zum einen geriet ich in einen Wolkenbruch und war nach wenigen Minuten klatschnass. Und zum anderen gibt es im Internet keine wirklich genauen Angaben, wie man hinkommt, ich hatte bloss eine ungefähre Idee, wo der Ort liegt. Wegweiser gibt es offenbar nicht. Eine Chinesin konnte mir nicht helfen, ein junger Typ aus dem Ort auch nicht, "c'est quoi"? Dann traf ich im Wald an der Schüss eine Frau, die dort gewesen war, vor 40 Jahren, wie sie sagte, als Mädchen. Sie konnte sich nicht mehr genau an den Zugang erinnern und rief ihren Mann an. Der wusste es noch, mehr oder weniger. Ich ging gemäss seiner Anleitung zurück zur Bahnstation, stellte mich auf dem Perron mit dem Rücken zum Wartehäuschen hin, fixierte den Waldhang vor mir und erblickte tatsächlich einen Trampelpfad. Ich schlug ihn ein, ging steil bergan, kam zur Autobahn, zottelte auf einem Trottoir ihr entlang, bog ab auf eine alte, aufgelassene Strasse, ging durch einen Tunnel, hatte wieder die Autobahn vor mir und erkannte nun zur Rechten einen zweiten Trampelpfad. Wieder ging es steil aufwärts. Kurz darauf war ich beim Martinsklafter, das auf einer stellenweise mit einem Geländer gesicherten Felsterrasse liegt.

Das Martinsklafter besteht aus zwei Sehenswürdigkeiten, dazu kommt eine Leiter, mit der ein Kletterpfad den steilen Kalkriegel hinauf beginnt. Die eine Sehenswürdigkeit sind Rillen im Boden, Teile eines Verkehrsweges, der in die Antike zurückreicht. Ochsenkarren konnten in den Schienen sicher die exponierte Hangstelle bewältigen. Die andere Sehenswürdigkeit war eine leere Nische. In ihr könnte einst eine Mars-Statue gestanden haben. Oder aber eine Schrifttafel, die dem römischen Gott gewidmet war; in der Nähe haben Archäologen eine solche Tafel mit Inschrift gefunden. Damit wäre dann auch der erste Teil des Flurnamens erklärt. Der zweite, "Klafter", hat mit dem klaffenden waagrechten Spalt über der Nische zu tun. Vermutlich war in ihm ein Schutzdach fixiert, das die Nische vor der Witterung schützte. 

Soweit mein nasses Abenteuer, mit quietschenden Schuhen fuhr ich heim. Ich muss aber noch einmal hin. Dort nämlich, wo Trampelpfad Nummer zwei bergwärts ansetzt, führt ein dritter Pfad steil abwärts Richtung Schüss. Ich hätte ihn gern genommen, doch es war mir zu heikel, ich war allein, das Gelände unheimlich rutschig. Martinsklafter, wir sehen uns bald wieder. Wenn es trocken ist.
Auf der Infotafel ist das Martinsklafter als roter Punkt markiert samt dem
Verlauf des historischen Verkehrsweges.