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Dienstag, 11. Juli 2017

Nasses Montagsabenteuer

Die leere Martinsklafter-Nische mit dem Spalt darüber.
Das Martinsklafter mit Infotafel und Schienenrillen im Boden. Die
Nische findet sich ganz hinten, wo Fels und Geländer zusammenkommen. 
Gestern ging ich auf Forschungsreise, sozusagen. Ich fuhr nach Biel und weiter zur S-Bahn-Station Frinvillier-Taubenloch mit dem Vorsatz, das Martinsklafter zu suchen, la Toise de Saint-Martin. Das Unterfangen gestaltete sich schwierig. Zum einen geriet ich in einen Wolkenbruch und war nach wenigen Minuten klatschnass. Und zum anderen gibt es im Internet keine wirklich genauen Angaben, wie man hinkommt, ich hatte bloss eine ungefähre Idee, wo der Ort liegt. Wegweiser gibt es offenbar nicht. Eine Chinesin konnte mir nicht helfen, ein junger Typ aus dem Ort auch nicht, "c'est quoi"? Dann traf ich im Wald an der Schüss eine Frau, die dort gewesen war, vor 40 Jahren, wie sie sagte, als Mädchen. Sie konnte sich nicht mehr genau an den Zugang erinnern und rief ihren Mann an. Der wusste es noch, mehr oder weniger. Ich ging gemäss seiner Anleitung zurück zur Bahnstation, stellte mich auf dem Perron mit dem Rücken zum Wartehäuschen hin, fixierte den Waldhang vor mir und erblickte tatsächlich einen Trampelpfad. Ich schlug ihn ein, ging steil bergan, kam zur Autobahn, zottelte auf einem Trottoir ihr entlang, bog ab auf eine alte, aufgelassene Strasse, ging durch einen Tunnel, hatte wieder die Autobahn vor mir und erkannte nun zur Rechten einen zweiten Trampelpfad. Wieder ging es steil aufwärts. Kurz darauf war ich beim Martinsklafter, das auf einer stellenweise mit einem Geländer gesicherten Felsterrasse liegt.

Das Martinsklafter besteht aus zwei Sehenswürdigkeiten, dazu kommt eine Leiter, mit der ein Kletterpfad den steilen Kalkriegel hinauf beginnt. Die eine Sehenswürdigkeit sind Rillen im Boden, Teile eines Verkehrsweges, der in die Antike zurückreicht. Ochsenkarren konnten in den Schienen sicher die exponierte Hangstelle bewältigen. Die andere Sehenswürdigkeit war eine leere Nische. In ihr könnte einst eine Mars-Statue gestanden haben. Oder aber eine Schrifttafel, die dem römischen Gott gewidmet war; in der Nähe haben Archäologen eine solche Tafel mit Inschrift gefunden. Damit wäre dann auch der erste Teil des Flurnamens erklärt. Der zweite, "Klafter", hat mit dem klaffenden waagrechten Spalt über der Nische zu tun. Vermutlich war in ihm ein Schutzdach fixiert, das die Nische vor der Witterung schützte. 

Soweit mein nasses Abenteuer, mit quietschenden Schuhen fuhr ich heim. Ich muss aber noch einmal hin. Dort nämlich, wo Trampelpfad Nummer zwei bergwärts ansetzt, führt ein dritter Pfad steil abwärts Richtung Schüss. Ich hätte ihn gern genommen, doch es war mir zu heikel, ich war allein, das Gelände unheimlich rutschig. Martinsklafter, wir sehen uns bald wieder. Wenn es trocken ist.
Auf der Infotafel ist das Martinsklafter als roter Punkt markiert samt dem
Verlauf des historischen Verkehrsweges.

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